Alle zehn Minuten ein Verkehrsunfall (sh:z - 16. März 2007)
Die Zahl der Verkehrsunfälle in Schleswig-Holstein ist weiter gesunken. Rund 59 000 Unfälle nahm die Polizei im vergangenen Jahr auf. Das sind drei Prozent oder 1900 weniger als 2005. Auch die Zahl der Verletzten sank um fünf Prozent auf 15 660. Allerdings kamen 172 Menschen, darunter neun Kinder, ums Leben, 21 mehr als im Vorjahr. Dies sei zwar der zweitniedrigste Wert seit 1995, sagte Innenminister Ralf Stegner (SPD) gestern in Kiel. „Das kann uns aber in keiner Weise beruhigen, denn jeder Verkehrstote ist einer zu viel.“ Verglichen mit dem Vorjahr starben vor allem mehr Kinder und Motorradfahrer.

Zum Vergleich: Im Bundesschnitt stieg die Zahl der Unfälle geringfügig, dagegen sank die Zahl der Verkehrstoten verglichen mit 2006 um fünf Prozent. Im Bundesschnitt der Unfallopfer pro Einwohner liegt Schleswig-Holstein im Mittelmaß. Für Ralf Stegner Anlass genug, die Verkehrssicherheitsarbeit im Norden weiter voranzutreiben. Dazu will die Polizei auch in Zukunft Druck machen. „Viele Verkehrsteilnehmer verändern ihr Verhalten oft nur durch Kontrollen und konsequente Ahndung von Verkehrsverstößen“, so der Innenminister.

Die meisten Verkehrsunfälle ereigneten sich, weil die Vorfahrt missachtet wurde. Als weitere Unfallursachen folgen Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren sowie überhöhte Geschwindigkeit. Raser seien vor allem auf den knapp 500 Autobahnkilometern zwischen Nord- und Ostsee Unfallrisiko Nummer eins.

Um neun Prozent auf 1700 Fälle gesunken ist im vergangenen Jahr die Zahl der Unfälle unter Alkoholeinfluss. 22 Menschen wurden getötet, weil sie selbst oder die Unfallgegner be- oder angetrunken waren. 746 Menschen wurden verletzt. In 125 Fällen waren Drogen im Spiel. Zwar nahm die Zahl der Unfälle, in die Motorradfahrer verwickelt waren, geringfügig um ein Prozent ab – allerdings war jeder vierte Verkehrstote ein Motorradfahrer, 439 Personen wurden schwer verletzt. Solche Unfälle könnten wenigstens teilweise vermieden werden, „wenn manche Motorradfahrer das Gefühl von Freiheit und Abenteuer nicht übertreiben“, sagte Stegner. Viele von ihnen spielten buchstäblich mit ihrem Leben.

Die Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Kinder nahm um neun Prozent ab. Knapp 1400 Unfallopfer waren jünger als 15 Jahre, meist waren sie mit dem Fahrrad unterwegs. Neun Kinder wurden getötet, vier davon waren nicht einmal sechs Jahre alt. Nach Ansicht des Schulbusanbieters Autokraft könnte für die Kinder die Unfallgefahr aber wieder steigen: Demnach kaufen immer mehr Eltern aus Sparsamkeit keine Monatsfahrkarte mehr und schicken die Kleinen auf dem Fahrrad los. 2006 gingen die Autokraft-Schulbustransporte um fünf Prozent zurück. Dazu sagte Landespolizeidirektor Wolfgang Pistol, die Beamten hätten noch keine Fakten, die diesen Trend bestätigten: „Aber wenn es so wäre, ist das keine gute Sache, wenn Kinder vom gesicherten Schulbus auf das Fahrrad umsteigen.“

Mit Blick auf die beschlossene höhere Beteiligung vieler Eltern an den Schulbuskosten sagte Ralf Stegner: „Das war für die SPD ein schmerzhafter Kompromiss.“ Regional entwickelte sich das Verkehrsunfallgeschehen durchaus unterschiedlich. So nahm die Zahl der Unfälle zum Beispiel in den Kreisen Segeberg (-16,7Prozent oder 1308) und Schleswig-Flensburg (-15,2Prozent oder 321) stark ab. Im Kreis Plön dagegen stieg die Zahl der Unfälle um 326 oder 10,8 Prozent.